Dorfprozelten liegt in der Region Bayerischer Untermain. Der topographisch höchste Punkt der Gemeindegemarkung befindet sich mit 474 m ü. NN südlich von Wildensee, der niedrigste liegt im Main
auf 129 m ü. NN.
Der Name setzt sich aus dem mittelhochdeutschen Wort brat, das Braten oder Fleisch bedeutet und dem althochdeutschen selde für Haus zusammen. Bratselde bedeutet demnach etwa so viel wie Ort, an
dem Reisende speisen können; etwa eine Herberge. Der Zusatz Dorf sowie die zeitweise verwendeten Wörter Alten, Unter und Nieder wurden zur Unterscheidung von Stadt- und Langenprozelten
hinzugefügt.
In einer chronikalen Aufzeichnung aus dem 14. Jahrhundert wird erwähnt, dass der Mainzer Erzbischof Willigis im Jahre 1009 die Weihe eines Gotteshauses in „Brotselden“ vorgenommen hat.
Der Ort im Erzstift Mainz wurde laut Reichsdeputationshauptschluss 1803 ein Teil des neugebildeten Fürstentums Aschaffenburg des Fürstprimas von Dalberg, mit welchem (nun ein Departement des
Großherzogtums Frankfurt) es 1814 schließlich an Bayern fiel. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Im Jahre 1862 wurde das Bezirksamt Marktheidenfeld gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Dorfprozelten lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt.
Dorfprozelten war nun eine der 47 Gemeinden im Landkreis Marktheidenfeld. Mit der Auflösung des Landkreises Marktheidenfeld kam Dorfprozelten am 1. Juli 1972 in den neu gebildeten Landkreis
Miltenberg.
Der Ort beherbergte bis in die 1970er Jahre eine große Sandsteinindustrie. Dorfprozeltener Steinhauer waren unter anderem am Bau des Winterpalais in Sankt Petersburg, des Mainzer Doms, des
Reichstags in Berlin und vieler anderer bedeutender Bauwerke beteiligt. Der Abbau des Sandsteins förderte auch die Schifffahrt, welche Dorfprozelten für einige Zeit zum größten Binnenschifferdorf
Deutschlands werden ließ. Heute beherbergt Dorfprozelten verschiedene Industriezweige. Unter anderem siedelte sich ein großer Automobilzulieferer an. An den Hängen des Mains wird mit dem
„Dorfprozeltener Predigtstuhl“ auch ein hervorragender Frankenwein angebaut.
In Dorfprozelten gab es viele Schiffleute (Binnenschiffer), es war das größte Schifferdorf am Untermain; gefragt wohin die Reise gehe, antwortete einer „ham (heim – nach Hause) nix wie ham“. Vor dem Ersten Weltkrieg lebte ein Schiffmann namens Karl, er hatte einen Sprachfehler und wurde von den Einheimischen nur „Karl-Karl“ genannt. Eines Tages stand er am Miltenberger Bahnhof und wartete auf seine Zugverbindung. Ein Bekannter kam vorbei und fragte ihn: „Na Karl, wo willst du denn hin?“ er antwortete stotternd: „Prozzele, Prozzele, ham-ham“. Noch heute, wenn sich jemand als „Prozzeler“ vorstellt, wird er mit dem Ortsnecknamen „ham-ham“ gegrüßt. Gebräuchlich ist in der Gemeinde auch die humorvolle Redewendung „mir ham a Prozzela“ (Wir haben gerade Brotzeit).
Quelle: Seite „Dorfprozelten“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. November 2017, 23:48 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dorfprozelten&oldid=171521222 (Abgerufen: 10. Januar 2018, 10:45 UTC)
Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Wappens und der Fotos danken wir der Patengemeinde Dorfprozelten!
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